Waldpädagogik - wie die Natur uns bildet und heilt
Wie der Wald die Seele heilt
Kurzentrum Sonnenschein
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Schon Pestalozzis Konzept des ganzheitlichen Lernens „Lernen mit Kopf, Herz und Hand“ und der von ihm geprägte Leitsatz „Man befähige den Menschen, sich selbst zu helfen.“ schafften das Fundament für diesen pädagogischen Gedanken. Hieraus wuchs auch der von Maria Montessori entwickelte Leitfaden „Hilf mir, es selbst zu tun“. Klaus Seeland griff diesen Gedanken auf und gründete 1912 die erste Schweizer Waldschule. Seit dem hat sich viel getan und der Gedanke der ganzheitlichen Waldpädagogik gewinnt in unserer modernen und hochtechnisierten Gegenwart immer mehr an Bedeutung.
Was sind die pädagogischen Ziele der Waldpädagogik?
Waldpädagogik ist ganzheitliches Lernen und Umweltbildung im Lebensraum Wald und fällt deshalb auch unter die Bildung für nachhaltige Entwicklung. Aus diesem Grund praktizieren wir im Kurzentrum Sonnenschein Elemente der Waldpädagogik. Die vier pädagogischen Ziele stellen wir kurz vor.
Gefühle sollen nicht nur zugelassen, sondern geweckt werden
Dunkler, kleiner Tannenwald, riesige, uralte Bäume, sonnenbeschienene Lichtung – die Natur bringt uns zu unserem Ursprung und damit zu unseren Gefühlen.
Ganzheitliches Erleben und Lernen ohne Konkurrenzkampf
Gestellte Aufgaben sind am besten im Team zu bewältigen. Es kommt nicht auf die Leistung des Einzelnen, sondern auf die bestmögliche Umsetzung an.
Begreifen im wörtlichen Sinne
Erde, Sand, Moos, Holz Steine, Laub und Wasser. Durch die direkte Begegnung mit den Materialien in ihrem natürlichen Vorkommen werden alle Sinne der Kinder aktiviert und der Prozess des Lernens und Verstehens ausgelöst.
Nur was ich kenne, kann ich lieben und nur, was ich liebe, kann ich schützen
Natürlich wird auch Wissen vermittelt. Biologische Kreisläufe, nachhaltiger Waldschutz und konsequente Jugendarbeit bringen Kindern und jungen Erwachsenen den Lebensraum Wald nahe und wecken auch ein Gefühl für die Wichtigkeit und die Schutzbedürftigkeit dieses Ökosystems.
Der Wald als Therapeut im Kurzentrum Sonnenschein
In unserem Hause wird das Waldpädagogik-Konzept
folgendermaßen umgesetzt.
Unsere Intention lautet: Wir stärken Kinder und vor allem Ihre Mütter!
Dies gelingt uns unter anderem auch mit der Hilfe des Waldes. Durch das Bewegen und Spielen im Lebensraum Wald erreichen wir einen Zugang zu den eigenen Gefühlen und Empfindungen.
In einem Fall fand zum Beispiel ein sehr zurückgezogenes und stillgewordenes Kind, dessen Vater einige Monate zuvor verstorben war, einen toten Vogel. Der Tod des Vogels erschütterte das Kind sehr. Es weinte und war kaum zu trösten. Durch die Unterstützung seiner Mutter und unserer Mittarbeiter fand das Kind einen besseren Weg mit seiner Trauer umzugehen und in einen heilsamen Prozess zu kommen.
Waldpädagogik stärkt das Gemeinschaftsgefühl!
Ein weiteres Beispiel für unsere Waldpädagogik ist die Stärkung des Gemeinschaftsgefühls durch Erfüllen einer vorgegebenen Aufgabe.
Man nehme: 5 – 7 Kinder in einem Alter zwischen 5 und 10 Jahren, ein schönes Waldstück mit einem Bachlauf und viel Zeit …
Die Aufgabe: Baut eine Brücke mit den gegebenen am Boden befindlichen Materialien (Es dürfen keine lebenden Pflanzen verwendet werden). Um es spannender zu machen, gibt man den Kindern noch folgenden Gedanken an die Hand: „Im Fluss schwimmen Krokodile und ihr wollt sicher auf die andere Seite kommen.“ Wie die Kinder an ihr Ziel gelangen, ist sehr spannend zu sehen. Wird diese Aufgabe gelöst, denken sich die Kinder häufig selbst weitere Herausforderungen aus. In den meisten Fällen entsteht ein wunderbar zu beobachtender Spielfluss, in dem das Eingreifen eines Erwachsenen nur sehr selten nötig wird. Dabei geschieht viel Entwicklung auf allen Ebenen: soziales Verhalten mit Hilfestellungen untereinander, Kommunikation und Absprache in einer Gruppe, das Erlernen der eigenen körperlichen Grenzen.
- Wie schwer kann etwas sein?
- Ab wann brauche ich Hilfe?
- Wird das Material der Brücke uns halten?
- Gibt es einen anderen Weg?
All diese Fragen stellen und beantworten sich die Kinder im Spielen selbst.
Selbst Wissenschaftler in früherer Zeit kamen erst durch eine Auszeit in der Natur auf geniale Einfälle. Hätte Newton nicht unter einem Apfelbaum im Freien gesessen, hätte ihn die Erkenntnis der Gravitation vielleicht auch nicht so schnell ereilt bzw. getroffen.
Das Fazit zur Waldpädagogik
Allgemein ist zu sagen: Auch wenn man kein ausgebildeter Waldpädagoge ist, so sollten wir den Lebensraum Wald doch wieder mehr für uns entdecken. Denn die Seele des Waldes – die grüne Lunge unseres Planeten – ist ein empfindliches und schutzbedürftiges Ökosystem. Je früher unsere Kinder die Liebe zum Wald entdecken und sie ihre Seele mit der des Waldes verbinden, umso besser ist es für unsere Kinder, unseren Wald und unsere Erde.
In diesem Sinne gehen Sie doch mal wieder in den Wald! Wir, das Team des Kurzentrums Sonnenschein, wünschen Ihnen eine erholsame Auszeit im Grünen.